Offizielle Inbetriebnahme der Wasserstofferzeugungs­anlage

Offizielle Inbetriebnahme der Wasserstofferzeugungs­anlage: Philipp Matthes, Geschäftsführer der Betreiber­gesellschaft WUN H2, Siemens-Deutschlandchef Uwe Bartmann, Projektleiter Andreas Schmuderer, Marko Krasser, Geschäftsführer SWW Wunsiedel, Thilo Rießner, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft WUN H2, Siemens-Vorstand Matthias Rebellius, Veronika Bienert, CEO Siemens Financial Services, Ministerpräsident Markus Söder und Bürgermeister Nikolas Lahovnic (v. l.)

Bis zu 1.350 t grüner Wasserstoff können nun jährlich im Energiepark Wunsiedel aus regenerativer Sonnen- und Windenergie erzeugt werden. Zur Wasserstofferzeugung kommt ein Elektrolyseur der neuesten und leistungsstärksten Produktlinie von Siemens Energy mit einer elektrischen Gesamtleistung von 8,75 MW zum Einsatz. Der »Silyzer 300« beruht auf der PEM-Technologie, die optimal geeignet ist für den Betrieb mit regenerativen Energien. Der grüne Wasserstoff soll vornehmlich in Industrie- und Gewerbebetrieben der Region, aber auch im Kraftverkehr eingesetzt werden. Rechnet man mit einer regionalen Fahrleistung von 150 km pro Tag, so könnten beispielsweise 400 wasserstoffbetriebene 40-t-Lkw mit dieser Menge ein ganzes Jahr CO2-frei fahren. Jährlich können durch den Einsatz der in Wunsiedel produzierten Wasserstoffmenge und der damit verbundenen Verdrängung von fossilen Energieträgern bis zu 13.500 t CO2 vermieden werden.

Als Generalunternehmer verantwortete Siemens Smart Infrastructure die Errichtung der Gesamtanlage sowie den Aufbau eines intelligent überwachten und gesteuerten Energienetzes. Abnehmer für den erzeugten grünen Wasserstoff ist die regionale Wirtschaft – von der Glas- und Keramikindustrie über Transportunternehmen und Automobilzulieferbetrieben bis zum benachbarten Sägewerk. Der Wasserstoff wird im Sinne des dezentralen Ansatzes über Lkw-Trailer an die Endkunden vornehmlich im Umkreis von rd. 150 km bis 200 km (Nordbayern, Thüringen, südliches Sachsen und Westböhmen) verteilt. Mit der für 2023 geplanten Errichtung einer H2-Tankstelle am Energiepark Wunsiedel kann zusätzlich die regionale Nutzfahrzeugflotte dekarbonisiert werden.

»Da globale Erwärmung, Energieabhängigkeit und steigende Kosten zu immer drängenderen Themen werden, sind reale Lösungen für die Energiezukunft von entscheidender Bedeutung«, sagte Siemens-Vorstandsmitglied und CEO Smart Infrastructure Matthias Rebellius. »Das Projekt Wunsiedel ist ein hervorragender Beweis dafür, wie Weitblick und Eigeninitiative in Kombination mit der richtigen Technologie und Finanzierung die Entwicklung einer CO2-freien Energieversorgung vorantreiben können.«

Siemens Financial Services unterstützt mit einem intelligenten Finanzierungskonzept und ist mit einem Anteil von 45 % an der Betreibergesellschaft WUN H2 beteiligt. Weitere Anteilseigner sind die Rießner-Gase aus Lichtenfels, ebenfalls mit 45 % sowie die Stadtwerke Wunsiedel (SWW) mit 10 %.

»Zukunftsweisende Projekte brauchen eine solide Finanzierungsbasis«, sagte Veronika Bienert, CEO von Siemens Financial Services, dem Finanzierungsarm der Siemens AG. »In Wunsiedel konnten wir gemeinsam mit der Umweltbank Nürnberg als externen Kreditgeber eine der ersten regresslosen Projektfinanzierungen, d. h. ohne Rückhaftung der Gesellschafter, für eine derartige Anlage in Deutschland umsetzen und so die wirtschaft­liche Machbarkeit unter Beweis stellen.«

In Wunsiedel ist die Energiewende heute schon Realität: Die Kommune mit 10.000 Einwohnern nutzt zu 100 % klimaneutrale Energie und ist Selbstversorger für Strom und Wärme. Die Wasserstofferzeugungsanlage wird mit dem bereits vorhandenen Batteriespeicher von Siemens und benachbarten Industriebetrieben vernetzt. Diese können z. B. Abwärme oder den bei der Elektrolyse abgespaltenen Sauerstoff nutzen.

Mit der Inbetriebnahme der Wasserstofferzeugungsanlage beginnt die kommerzielle Produktion des Energieträgers H2 in Wunsiedel. Aktuell werden bereits Gespräche über eine Erweiterung der Anlage auf 17,5 MW Leistung geführt.

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